17.02.2023 | Lesedauer 5 Min
netGoose - IT News

ChatGPT: Fluch oder Segen?

Eine Plattform ist derzeit in aller Munde: ChatGPT. Die Künstliche Intelligenz ermöglicht das automatische Generieren von ganzen Texten, Konversationen und Übersetzungen. Wie das System funktioniert und was genau dahintersteckt – netGoose erklärt.

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Foto: Pixabay

Zunächst einmal die Frage: Was ist ChatGPT überhaupt?

ChatGPT ist ein KI-basierter Chatbot, der auf dem OpenAI-Modell GPT-3 basiert. Dieser wurde von Entwicklern des US-amerikanischen Unternehmens OpenAI entwickelt und veröffentlicht. Die Funktion ist über die Website www.openai.com erreichbar. Dort können einfache Fragen, wie „Wie heißt der Bundeskanzler von Deutschland?“, gestellt und prompt beantwortet werden. Darüber hinaus liefert die Künstliche Intelligenz aber auch ganze Texte zu komplexeren Fragestellungen.

Wie funktioniert ChatGPT?

Im Grunde genommen bedient sich das Programm an einer riesigen Datenmenge an Texten. Durch vorheriges Training und Deep Learning erkennt die Maschine verschiedene Bedeutungszusammenhänge zwischen einzelnen Wörtern, sodass sich am Ende eine statistische Wahrscheinlichkeit ergibt, in welchem Kontext bestimmte Phrasen zusammen vorkommen und üblicherweise Verwendung finden. Diese Erwartung dient als Grundlage für die Generation von ganzen Texten, die auf Fragen und Aussagen reagieren können.

Durch gezieltes Üben lernt die KI, welche sprachlichen Zusammenhänge von Menschen als besonders gut und welche als eher unüblich eingestuft werden. Das ermöglicht später das Erstellen von Texten, welche dem Standard der (deutschen) Sprache entsprechen und so, oder so ähnlich auch von einem Menschen hätten geschrieben werden können.

Experten gehen davon aus, dass das System beim Berechnen des geeigneten Begriffes an die 5000 andere Wörter mit einbezieht, was allein schon einer Datenmenge von knapp zwölf Word-Seiten mit Schriftgröße 11pt entspricht.

Im Vergleich zu bereits länger bestehenden Chatbots hebt sich ChatGPT durch eine Art Kurzzeitgedächtnis von der Konkurrenz ab. Dadurch können lange Textabschnitte zusammenhängend dargestellt werden. Aller Voraussicht nach schreibt das System hierzu im Hintergrund eine Zusammenfassung mit, um wiederkehrende Sätze und Inhalte zu vermeiden.

Eine weniger sinnvolle, allerdings unterhaltsame Funktion, die das „virtuelle Gedächtnis“ des Bots bietet, ist das Spielen von Ratespielen. Die Maschine denkt sich beispielsweise eine Zahl zwischen eins und 100 aus, der Anwender hat die Möglichkeit, durch Ja/Nein-Fragen, wie „ist die Zahl größer als X“, die ausgedachte Nummer zu erraten.

Wo findet ChatGPT Anwendung?

Sowohl heute als auch in naher Zukunft werden Assistenten dieser Art vor allem beim Verfassen von Geschäftskommunikation, Produktbeschreibungen, Marketingtexten oder auch im Kundenservice zum Einsatz kommen. Inwieweit ChatGPT Anwendung beim Verfassen wissenschaftlicher Arbeiten finden wird, ist derzeit fraglich. Neben Stilbrüchen in Dissertationen und Hausarbeiten durch mehrerer „Verfasser“ hat das Programm einen entscheidenden Nachteil: Es liefert dem Anwender zu der ausgegebenen Antwort keine dazugehörigen Quellen. Eine Herausforderung, der sich schon jetzt Universitäten und Hochschulen stellen müssen. Ein Ansatz, um solche Plagiate zu enttarnen, sind möglicherweise andere KI-Systeme, die speziell darauf trainiert sind, Künstliche Intelligenz-gestützte Schriften zu erkennen.

Welche Risiken birgt der Chatbot?

Neben der benutzerfreundlichen und einfachen Anwendung stellt das Programm allerdings auch einige Risiken dar, die sowohl den Anwender selbst als auch den Konsumenten von KI-verfassten Texten betreffen können.

Obwohl ChatGPT auf ein großes Repertoire an Daten und Informationen zurückgreift, können trotz alledem Falschinformationen vermittelt werden – insbesondere dann, wenn es sich um aktuelle Ereignisse oder fachspezifische Fragestellungen handelt. Es ist daher besonders wichtig, dass Anwender in jedem Fall die Informationen, die ihnen durch ChatGPT gegeben wurden, mit anderen Quellen abgleichen und überprüfen.

Dass der Bot in Zukunft möglicherweise dazu verwendet wird, gezielt Falschinformationen zu streuen, ist nicht allzu abwegig. Aufgrund der Tatsache, dass sich das Programm an bereits vorhandenen, eben jedwede Falschinformationen bedient und daraus Texte generiert, die später als „Futter“ für weitere KIs dienen, wird auch das Verifizieren von Falschnachrichten deutlich erschwert.

Zu guter Letzt ist anzumerken, dass sowohl ChatGPT als auch ähnliche Künstliche Intelligenzen benutzerbezogene Daten sammeln und verwerten. Anwender sollten deswegen die Datenschutzrichtlinien des Anbieters sorgfältig lesen und verstehen.

Fazit: Künstliche Intelligenzen bieten heutzutage eine Reihe an Möglichkeiten und Chancen, können aber auch schnell zur Gefahr werden. Wichtig ist immer im Hinterkopf zu haben, dass es sich bei KIs lediglich um Tools handelt und somit die Verantwortung für die Verwendung und Bewertung der ausgegebenen Antworten beim Benutzer liegt. Es ist daher empfehlenswert, ChatGPT lediglich als Informationsquelle zu nutzen und diese mit anderen Quellen abzugleichen, bevor Entscheidungen getroffen werden. Hierzu ist es ratsam, falls möglich, auf gedruckte Literatur zurückzugreifen.

Nutzt Du ChatGPT und siehst Du darin eher Chancen oder Risiken? – lass es uns gerne wissen!

Eure Vanessa von netGoose